Brettspiel trifft Silicon Valley
Manfred Lamplmair flog von Österreich in die Vereinigten Staaten. Im Silicon Valley macht er Werbung für LEADERS, sucht Anregungen und bastelt an einem Netzwerk rund um sein Hybridspiel.
spielbox: Der Verlag „rudy games“ ist Teilnehmer des Programms „GoSiliconValley” der Wirtschaftskammer Österreich. Die Initiative will Unternehmen den Einstieg in den US-Markt ermöglichen. Warum muss ein Spieleverlag dazu ins Silicon Valley fliegen?
Manfred Lamplmair: Ich bin seit Ende März in der San Francisco Bay Area und sitze mit mehrere Startups in einem riesigen Gebäude. Wir treffen uns regelmäßig, präsentieren unsere Ideen und bekommen Rückmeldungen. Das ist unheimlich inspirierend. Wir können außerdem unser Geschäftsmodell optimieren und wichtige Kontakte knüpfen. Alle großen Technologieunternehmen haben hier ihren Sitz. Von Firmen wie Electronic Arts oder Zynga können wir viel lernen. Was ist wichtig bei einer mobilen App? Worauf kommt es an, dass die Leute gerne spielen?
spielbox: In Zukunft wollt ihr ein soziales Netzwerk rund um LEADERS aufbauen. Was heißt das?
Manfred Lamplmair: Wer LEADERS spielen will, muss sich registrieren. Dadurch kennen wir unsere Spieler und können ihnen in Zukunft Zusatzleistungen anbieten. Nutzer könnten sich zum Beispiel über unsere Plattform zum Spielen verabreden. Es soll auch einen Szenario-Baukasten geben, mit dem Nutzer eigene Szenarien entwickeln können. Wir haben außerdem eine Software entwickelt, die auf soziale Netzwerke zugreifen kann. Wenn ich auf der Facebook-Seite eines Spielers sehe, dass er Anhänger von Bayern München ist, stelle ich bei einem Wissensspiel Fragen zu diesem Verein. Wenn ich weiß, dass das Spiel in Berlin gespielt wird, frage ich nach der Spree. Kommt es in Wien zum Einsatz, frage ich nach der Donau. Die individuellen Fragen machen das Spiel interessanter.
spielbox: Du sprichst im Silicon Valley offen über Spielideen. Hast Du keine Angst, dass Konkurrenten diese vor euch umsetzen?
Manfred Lamplmair: Nein. Wir sind immer sehr offen und veröffentlichen unsere Ideen auch im Internet, obwohl wir wissen, dass wir nicht alle davon im nächsten Jahr realisieren können. Wenn man seine Idee offen präsentiert, bekommt man zahlreiche Rückmeldungen. Davon hat LEADERS viel stärker profitiert, als wenn wir es im stillen Kämmerlein entwickelt hätten. Wir sind nicht nur offen mit unseren Ideen, sondern auch mit dem Spielmaterial. Die Daten der Flugzeuge und Panzer stellen wir zum Herunterladen zur Verfügung. Jeder, der sie im 3D-Drucker nachbauen will, soll das tun. Wir freuen uns darüber.
spielbox: Wie wollt ihr in Zukunft Geld verdienen?
Manfred Lamplmair: Erstens mit der Lizenzierung beziehungsweise dem klassischen Verkauf des Spiels und der Erweiterungen. LEADERS wurde über 7.000 Mal gespielt. Dadurch haben wir zweitens viele Daten, die wir anonymisiert auswerten. Wir wissen: Was kommt an, was nicht? Da wir unsere Nutzer kennen, können wir ihnen punktgenau Spiele empfehlen, gerne auch von anderen Verlagen. Werden die empfohlenen Spiele gekauft, erhalten wir über Affiliate-Programme eine kleine Provision. Und drittens: Wenn wir mehr Spiele verkaufen und mehr Nutzer haben, können wir auch über Werbebanner Einnahmen erzielen.
spielbox: Ihr habt unter anderem staatliche Fördermittel erhalten. Seid ihr im Silicon Valley trotzdem auf der Suche nach einem Investor?
Manfred Lamplmair: Es ist nicht unser primäres Ziel, einen Investor zu finden; das wäre nur das Sahnehäubchen. Es gibt im Silicon Valley viel Geld, allerdings auch zahlreiche Start-Ups und innovative Ideen. Es herrscht ein hoher Wettbewerb ums Kapital der Investoren. Angesagte Themen sind Big Data und Finanztechnologie. Mit LEADERS sind wir in beiden Bereichen nicht dabei. Für Jungunternehmer ist es natürlich super, wenn ein Investor einsteigt. Das bedeutet in der Regel aber, dass alle Patente und Markenrechte in die Vereinigten Staaten transferiert werden, Das finde ich bedenklich.
Das Interview führte Sebastian Wenzel und wurde in der spielbox 2015/3 publiziert.