Welche Dinge inspirieren Spiele-Erfinder?
Wir haben Spieleautor Arno Steinwender 5 Fragen zu Spielentwicklung gestellt
Er entwickelt seit über 15 Jahren Brettspiele, hat bereits über 50 Spiele auf dem Markt gebracht und arbeitet jetzt mit Rudy Games an dem neuen Spiel QUIZ IT. Was ihm besonders am Spiele erfinden begeistert und warum ausgerechnet jetzt ein Hybrid Spiel beantwortet er in unseren Fragen an ihm.
Wie bist du eigentlich zu einem Spieler-Erfinder geworden?
Ich habe als Student über die Siedler von Catan wieder zum Spielen begonnen. Wobei „hineingekippt“ wohl ein besseres Wort wäre, denn von da an habe ich regelmäßig Spieleabende mit Freunden gemacht, www.spieletest.at gegründet und hunderte Spiele rezensiert. Irgendwann kam dann die Idee auf, auch selber ein Spiel zu entwickeln. Dann ging es sehr schnell, die Idee war geboren, der Prototyp mit viel Liebe gebastelt, eine Agentur gefunden und bereits ein Jahr später (2003) stand mein erstes Spiel Venga Venga von Selecta im Verkaufsregal. Als das Spiel dann noch mit der Auszeichnung „Spiel der Spiele – Spielehits für Kinder“ ausgezeichnet wurde, war ich natürlich überglücklich … einen besseren Einstieg als Spieleautor kann man sich kaum wünschen. Motiviert vom Anfangserfolg investiere ich seither mehrere Stunden täglich in die Entwicklung eigener Spiele und habe bereits über 50 Spiele veröffentlicht.
Was inspiriert dich am meisten, um ein Spiel zu entwickeln?
Ein Gimmick! Ganz viele meiner Spiele entstehen, wenn ich etwas in die Hand bekomme und mich damit herumspiele. Das können Bierdeckeln, Aufziehtiere, Blumenschwämme, runde Würfel, Blinklichter, Kaffeekapseln und alles Mögliche sein. Wenn ich durch die Welt gehe, sieht mein Hirn überall Spiele! Diese Dinge nehme ich dann, baue sie um oder nehme sie als Inspiration für ein neues Spiel.
Was macht dir beim Spiele entwickeln am meisten Spaß?
Es hat etwas unglaublich Befriedigendes eine kreative Idee aus seinem Kopf in die Realität zu bringen, mit dem Ziel etwas zu schaffen, das Menschen Freude bereitet.
Das Ziel ist also mehr oder weniger klar. Der Weg dahin ist aber völlig offen. Bevor ich loslege, spinne ich dann erst mal Gedanken im Kopf und überlege mir eine „Reiseroute“, so wie bei einer Urlaubsreise. Und weil ich nicht immer gerne allein reise, habe ich oft auch einen Co-Autor mit an Bord. Dann überlegen wir gemeinsam und brainstormen, wie das Spiel ablaufen könnte und welches Spielgefühl wir damit vermitteln wollen. Mit dem richtigen „Reisepartner“ ergibt sich dann schnell ein Ideen-Ping-Pong mit wilden, teilweise zu verrückten und neuartigen Ideen. Man diskutiert, man testet schnell mal etwas an, man verwirft wieder, man diskutiert mehr, man ist verzweifelt, dann kommt eine grandiose Idee, man testet wieder … und irgendwann ist man bereit die Reise zu starten und beschließt einen Prototyp zu bauen, um damit einen ersten echten Test zu starten.
Dieser Anfang, das prickeln vor der Reise und das (oft) gemeinsame Brainstormen und Entwickeln einer neuen Spielidee macht mir den meisten Spaß.
QUIZ IT – Das Wissensspiel für schlaue Köpfe!
Zeig was in dir steckt und fordere deine Familie und Freunde bei diesem kniffligen Quizspiel heraus! Doch Achtung, um zu gewinnen ist nicht nur dein Wissen, sondern auch die richtige Taktik gefragt. Nur durch geschicktes bluffen und richtiges taktieren kommst du an die Reihe und darfst dein Wissen unter Beweis stellen.
Was beachtest du stets bei einem Spieleabend?
Wichtig ist erst mal, dass man wirklich NUR beobachtet. Man sollte als Autor möglichst nie selbst mitspielen und auch keine Hinweise, Ratschläge, Regelerklärungen … aus dem „Off“ zu geben. Am wichtigsten sind die Emotionen, die ich bei den Testspielern sehen kann. Haben die Spieler Spaß? Langweilt sich jemand wegen zu langer Wartezeiten? Passt der Spannungsbogen und steigt gegen Ende des Spiels oder plätschert es so dahin?
Außerdem beobachte ich natürlich wie gespielt wird und welche Strategien von den Spielern gewählt werden. Passt das Balancing? Kommen Ereignisse zu oft oder zu selten? Ist genug Geld im Umlauf? Es gibt Unmengen an Dinge, auf die man achten kann und sollte. Welche das sind, ist stark von der Art des Spiels abhängig und man könnte darüber ein Buch schreiben. Ich versuche gerade genau das, um jungen Autoren den Einstieg in die Entwicklung ihres ersten eigenen Spiels zu erleichtern. Geplante Veröffentlichung in elektronischer Form ist für Herbst 2019 geplant.
Was macht für dich ein Hybrid Spiel besonders? bzw. Warum ein Hybrid-Spiel?
Hybrid Spiele bieten tolle Möglichkeiten, die man sonst so in einem reinen Brettspiel nicht oder nur schwer umsetzen kann. Eine App kann vieles Erleichtern so z.B. das Punktezählen, Zufallsereignisse oder komplexere Berechnungen übernehmen. Wichtig, aber auch spannend dabei ist es, die beiden Welten gut zusammenspielen zu lassen. Weder die App, noch das Brettspiel soll dabei als Fremdkörper wahrgenommen werden, sodass ein Spielerlebnis entsteht, dass es sonst eben nicht geben würde. Eine Herausforderung, die nicht alle Hybrid-Spiele der letzten Jahre gut gemeistert haben.